Eisenbahnfähre Fürstenberg/Havel und DDR-Museum Löwenberg

Eine Zeitreise in die Vergangenheit

Am 28.8. machten wir mit unseren Parkeisenbahnern eine wahre Zeitreise in die Vergangenheit. Zuerst machten wir uns mit dem RE 5 auf den Weg nach Fürstenberg an der Havel. Vom Bahnhof ging es dann zu Fuß etwa 20 Minuten durch den malerischen Havelpark. An der Grenze zwischen dem mecklenburgischen Fürstenberg (südlicher Anleger) und der brandenburgische Gemeinde Ravensbrück (nördlicher Anleger) liegt die stillgelegte Eisenbahnfähre.

Offiziell gebaut wurde die Fähre für die Faserstoff GmbH in Fürstenberg/Havel. Diese Firma war jedoch 1926 in Konkurs gegangen und wurde 1929 vom Heereswaffenamt erworben. Der Name Faserstoff GmbH wurde beibehalten, um die laut Versailler Vertrag verbotene Lagerung und Produktion von Waffen in den ehemaligen Hallen der Faserstoff GmbH zu verbergen. 1934 begann dann die Produktion von Geschosshülsen, für die deutsche Wehrmacht. Diese Geschosshülsen mussten dann in die Lufthauptmunitionsanstalt Strelitz bei Neustrelitz gebracht werden. Dazu wurde die Eisenbahnfähre benötigt, da gegen den Bau einer Brücke vom Wasserbauamt Einspruch erhoben wurde. Die Gleisanlage der Fähre wurde 1936 mit Anschluss an die Strecke Britz–Fürstenberg fertiggestellt.

Im Zweiten Weltkrieg wurden mit der Eisenbahnfähre zeitweilig auch Häftlinge des KZ Ravensbrück transportiert. Diese wurden in den Munitionsfabriken benötigt. Ab 1945 wurde die Fähre von der Roten Armee genutzt, um Militärgüter und Brennstoffe zu transportieren. Die Faserstoff-Werke waren jetzt eine Reparaturstelle für Panzer und Lkw. Der Betrieb der Fähre lag in der Verantwortung des Sägewerks Fürstenberg, das mit der Fähre hauptsächlich Schnittholz transportierte und im Auftrag der Reichsbahndirektion Greifswald die sowjetische Seite zu bedienen hatte.

Um die Eisenbahnfähre bemüht sich eine Interessengemeinschaft von Bürgern unter Berücksichtigung der Anforderungen des Denkmalschutzes. Bis 2009 wurde die gesamte Fähranlage an beiden Ufern der Havel wieder aufgeschlossen und die Gleisanlage sichtbar gemacht.

2013 wurde die Fähre aus dem Wasser gehoben und mit einer Korrosionsschutzschicht versehen. Eine schwimmfähige Aufarbeitung ist laut Märkischer Onlinezeitung nicht vorgesehen.

In einem Lokschuppen, neben der Fähre steht sogar noch eine Werklok vom Typ V10B, quasi ein großer Bruder von unserem Gunther, die man durch ein kleines Fenster bestaunen kann.

Nachdem wir alles besichtigt haben, ging es zurück zum Bahnhof Fürstenberg und mit dem nächsten RE nur zwei Stationen nach Löwenberg.

Dort hat in einem ehemaligen Reichsbahn Umformerwerk der Triebfahrzeugführer der Berliner S-Bahn Björn Kresz ein privates DDR-Museum eröffnet. Seine mit viel Liebe zum Detail gestaltete Ausstellung befasst sich umfassend mit der Alltagskultur der DDR. Auch einige Anlagen des ehemaligen Umformerwerks wurden von Kresz sogar wieder aufgebaut, was den Besucher erkennen lässt wie ein Reichsbahn Umformerwerk der DDR funktionierte.

Der Bereich von Birkenwerder bis Fürstenberg wurde vom Umformerwerk Löwenberg 20 Jahre bis 2004 zuverlässig mit Bahnstrom versorgt. Da die Automatisierung stetig voran schritt, wurde es überflüssig und stillgelegt. Es folgte der vollständige Rückbau aller Anlagen. Danach verwaiste und verwahrloste das Gebäude an den Gleisen zunehmend. Es stand zum Abriss bereit. Dann kam der Lokführer Kresz und schrieb an Rüdiger Grube und schließlich konnte Kresz die Ruine übernehmen. Es gab keinen Fußboden mehr, keine Elektrik und keine Heizung. Gemeinsam mit Freunden und Familie baute Björn Kresz um und räumte ein. Der frühere Schaltraum sieht jetzt aus wie ein Mitropa-Speisesaal, von der Bestuhlung bis zum Geschirr. Klassiker wie der Blaue Würger, FDJ-Hemd, Trabant, Schwalbe und Wartburg sowie unzählige kleine Dinge sind vor Ort vertreten.

Besonders auf ihre Kosten kommen Bahnenthusiasten, wie unsere Parkeisenbahner. Zunächst wegen des Gebäudes selber, das Anmutet wie aus einem James-Bond-Film. Neben einigen Fundstücken hat Kresz vieles aus der Geschichte der Deutschen Reichsbahn zusammen getragen: von der alten Fahrkarte samt Lochentwerter über Signale, Uniformen und vieles mehr.

Diese DDR-Zeitreise zeigt den nachfolgenden Generationen eindrucksvoll am Objekt, mit welchen einfachen aber auch praktischen Dingen die Bürger in der DDR lebten, feierten und arbeiteten. In diesem typischen DDR-Objekt hat die Sammlung von Björn Kresz einen würdigen Platz bekommen. Die DDR existiert zwar nicht mehr, was bleibt ist die Erinnerung. Die Reichsbahn und ihre Historie hat bei den Parkeisenbahnern der Wuhlheide sowie einen festen Platz im Herzen eingenommen.

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